Hier folgt also die Fortsetzung des ersten Video-Worshops „Fill-Ins entwickeln“. Wie schon erwähnt möchte ich Euch die Möglichkeiten der musikalischen Variation eines „Motivs“ näherbringen. Im ersten Teil des Workshops habe ich mir den Double-Paradiddle als Handsatz in einer bestimmten Aufteilung zwischen Snare-Drum und Tom-Toms überlegt. Diese werde ich hier im zweiten Teil nun rhythmisch variieren. So kann ich z.B. mit der gleichen Idee des Fill-Ins aus Teil 1 in einem anderen musikalischen Kontext agieren.
Wer Schwierigkeiten mit dem Verständnis des nun folgenden Absatzes hat, dem empfehle ich als Lektüre „Fundamentale Konzepte für Schlagzeuger – The Drummers Bible“ von Stefan Schütz. Hier ist sehr klar und mit einfachen Worten alles rund um das Thema Puls, Metrum und rhythmische Unterteilungen erklärt. Dies mit hier aufzunehmen würde leider den Rahmen des Workshops sprengen…
Der Double-Paradiddle in 16tel-Noten
Eine der ersten Variationen, welche man gut auf Handsätze anwenden kann, ist die Änderung des rhythmischen Grundmusters in dem man denkt. Im vorangegangen Teil 1 des Workshops „Fill-Ins entwickeln“ habe ich den Double-Paradiddle in 8tel-Triolen präsentiert. Hierbei ist die rhythmische Grundstruktur eine Teilung des Pulses in drei gleichmäßige Schläge. Diese Struktur passt sehr gut zum Sticking des Double-Paradiddle, da sich die beiden spiegelbildlichen Hälften immer aus einer Folge von 6 Schlägen zusammensetzen.
Ändert man die Unterteilung des Pulses dagegen zu 16tel-Noten, will sich diese Harmonie zwischen Sticking und Struktur nicht so richtig einstellen. Ihr werdet dies im übernächsten Beispiel deutlich merken. Denn im 4/4-Takt als eintaktiges Fill-In gespielt, muss der Double-Paradiddle mitten im Sticking abgebrochen werden.
Aber zunächst wollen wir mit einem einfacheren Beispiel einsteigen: nehmt Euer Metronom und stellt das Tempo auf 72 bpm. Denkt Euch einen 3/4-Takt mit 16tel-Unterteilung in dem Ihr „1e+t 2e+t 3e+t“ ohne Unterbrechung zählt. Nun beginnt Ihr die im Teil 1 eingeübte Aufteilung des Handsatzes in genau diesen Noten zu spielen. Das wird zu Beginn eher holperig klappen und sich so anfühlen, als würdet Ihr das Sticking noch einmal ganz neu lernen. Bis Ihr merkt und verinnerlicht hab auf welche Zeiten die einzelnen Schläge des Stickings fallen wird einige Zeit vergehen. Hier sind Noten, Sticking und Zählweise zur Übersicht für Euch:
Klingen kann es am Ende wie im folgenden Video. Ich habe die Hi-Hat hier im Puls des 3/4-Taktes getreten. Ihr solltet so den Unterschied zum Video 1 des ersten Workshop-Teils hören können.
Die Double-Paraddidle-Figur im 4/4-Takt
Im nächsten Schritt soll die oben im 3/4-Takt gespielte Figur jetzt als 16tel-Fill-In in einem 4/4-Takt dienen. Wie im einführenden Abschnitt bereits kurz erwähnt, kann man den Double-Paradiddle dabei in einem Takt nicht vollständig bis zum Ende spielen. Wie Ihr im folgenden Notenbeispiel erkennen könnt, werden nach einem vollständigen Durchlauf der Figur nur noch die Schläge RLRL auf der Zählzeit „4“ gespielt. Hiernach befindet man sich schon auf der „1“ des nächsten Taktes.
Im dazugehörenden Videoclip habe ich dieses Beispiel im Loop wiederholt. Ihr solltet beim Üben genauso vorgehen, damit Ihr Euch die Melodie gut einprägen könnt.
Vier Takte Form spielen
Am Schluss gibt es hier für Euch noch den Clip mit der klassischen Übungsform „drei Takte Groove und einen Takt Fill-In“. Ich möchte an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen, dass ich das Üben in konkreten Formen für ein absolutes Muss halte! Auch wenn es Euch noch so lästig erscheint, nur auf diesem Wege werdet ihr mit der Zeit ein Gefühl für größere musikalische Zusammenhänge entwickeln. Und dies wird letztlich zu mehr Sicherheit beim spielen von Songs oder Soli führen. Also: Aufpassen und mitzählen ist angesagt!
Hier noch die Noten des zuvor gehörten Beispiels mit Groove und Fill-In. Der von mir gespielte Groove ist nur ein Vorschlag. Ihr könnt oder besser solltet ruhig Eure eigenen Grooves in der Übung spielen. Damit werden neue Fill-Ins schneller Teil Eures eigenen Repertoires.
Fazit und Ausblick
Ihr habt gesehen oder besser gehört, dass sich der Charakter eines musikalischen Motivs recht schnell verändern lässt, in dem man seine rhythmische Grundstruktur ändert. Ich habe das Fill-In aus Teil 1 hier von einer ternären (8tel-Triolen) in eine binäre (16tel-Noten) Teilung des Pulses überführt. Zum einen ist der Sinn dahinter natürlich die Idee in einem andern musikalischen Umfeld benutzen zu können, sowie an der Erweiterung seines Vokabulars zu arbeiten. Viel wichtiger aber finde ich ist die weitergehende und tiefere Beschäftigung mit der Figur an sich. Du wirst feststellen, dass die Sicherheit im Umgang mit einer Figur mit jeder weiteren Variation wächst. So wird sie dann fester Bestandteil Deines eigenen Spiels. Darüber hinaus schaffst Du es sogar möglicherweise irgendwann mit dieser Idee zu frei improvisieren.
Der nächste Teil des Workshops „Fill-Ins entwickeln“ wird sich dann mit der Abwandlung der Orchestrierung der Phrase aus dem ersten Teil beschäftigen. Durch den Einsatz des rechten Fußes auf bestimmten Schlägen des Double-Paradiddle werden wir uns eine etwas „metal-orientiertere“ Version unseres Fill-Ins basteln.
Bis dahin… Wir hören uns!